Häufige Bauchschmerzen –
was steckt dahinter?

Viele Menschen klagen über ständige Bauchschmerzen.
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Funktionelle Verdauungsbeschwerden und damit verbundene Symptome wie häufige Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall belasten viele Menschen. Oft steckt keine organische Ursache dahinter, sondern eine gestörte Darm-Hirn-Interaktion – auch Reizmagen oder Reizdarm genannt. Wichtig für alle Betroffenen: Die Beschwerden sind rein funktionell und nicht psychosomatisch bedingt.

Wir haben Wut im Bauch, Probleme liegen uns schwer im Magen, wenn wir uns ärgern, läuft uns eine Laus über die Leber. Die Liebe geht durch den Magen und lässt „Schmetterlinge im Bauch“ fliegen. Was der Volksmund schon lange beschreibt, erkennen Forscher inzwischen immer detaillierter: Der Darm ist neben dem Gehirn die bedeutendste Schaltzentrale im Körper. Und was noch mehr überrascht: Beide Organe arbeiten eng zusammen. Zwischen ihnen besteht sogar ein reger Austausch, der über die sogenannte Darm-Hirn-Achse läuft. Falls es hier zu Unstimmigkeiten kommt, können häufige Bauchschmerzen die Folge sein. Mediziner verwenden für die Beschwerden den englischen Begriff „disorders of gut-brain interaction“ (DGBI, auf Deutsch: „Störungen der Darm-Hirn Interaktion“).

Infektionen können Auslöser für häufige Bauchschmerzen sein

Funktionelle Störungen, also Funktionseinschränkungen und Beschwerden ohne erkennbare organische Ursache, gehören zu den häufigsten Erkrankungen im Bereich von Magen und Darm. Typische Symptome sind Bauchkrämpfe, schmerzhafte Blähungen und Verdauungsbeschwerden. Bis zu 30 Prozent der Erwachsenen haben damit zu kämpfen, Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Auch ohne organische Ursachen sind die Beschwerden real. In der Vorgeschichte findet sich oft eine Infektion, die Bewegungsstörungen des Magen-Darm-Trakts und eine Überempfindlichkeit zur Folge hat. Eine große Rolle spielt zudem die Kommunikation zwischen „Bauchhirn“ und „Kopfhirn“.

Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse läuft ein ständiger reger Austausch zwischen Bauch und Gehirn. Die Darm-Hirn-Achse reguliert als komplexes Netzwerk aus Nerven, Hormonen und Immunzellen die Funktionen beider Organe. Eine zentrale Rolle spielt dabei der sogenannte Vagusnerv: Er fungiert quasi als „Datenautobahn“ zwischen dem Gehirn und der Körpermitte. Die Nervenverbindungen zwischen Darm und Hirn bestehen zu 90 Prozent aus aufsteigenden Nervenfasern, die Signale aus dem Bauch zum Gehirn leiten. Nur 10 Prozent der Nervenfasern leiten Informationen in die andere Richtung weiter – also vom Hirn zum Darm. Ist diese Kommunikation gestört, kann es zu Symptomen wie häufige Bauchschmerzen, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung kommen.

Der Bauch beeinflusst unsere Emotionen – und umgekehrt

Bei diesen Beschwerden spielt auch die seelische Verfassung eine Rolle. So sind psychische Belastungen wie beispielsweise Stresssituationen oft die Auslöser für vermehrte Bauchschmerzen. Umgekehrt führt die Darm-Hirn-Achse dazu, dass funktionelle Verdauungsbeschwerden die seelische Stabilität beeinträchtigen können: Betroffene nehmen ihre Bauchschmerzen als Belastung wahr, was natürlich auf die Stimmung schlägt. Um chronische Verdauungsbeschwerden zu behandeln, ist es also wichtig, sowohl den Magen-Darm-Trakt als auch die Psyche zu berücksichtigen.

Ein wichtiger Therapiebaustein ist daher ein gezieltes Stressmanagement – zum Beispiel mit Entspannungsverfahren wie Yoga, autogenem Training oder einer Psychotherapie. Auch Maßnahmen wie etwa die kognitive Verhaltenstherapie können weiterhelfen. Vor allem stärken sie die Eigenverantwortung der Betroffenen: Sie lernen, besser mit ihren Schmerzen sowie mit Stress und psychischen Belastungen umzugehen.

Ernährung umstellen und Trigger vermeiden

Einen weiteren möglichen Ansatz bietet eine Umstellung der Ernährung auf möglichst naturbelassene, wenig verarbeitete Lebensmittel. Was die Betroffenen gut oder schlecht vertragen, ist dabei individuell unterschiedlich. Deswegen ist es oft hilfreich, vorübergehend ein Ernährungstagebuch zu führen. Darin wird neben den jeweils verzehrten Speisen eingetragen, wann genau die Symptome auftreten. So lassen sich eventuelle Trigger, also Auslöser für die Bauchschmerzen, identifizieren. Vielen Betroffenen hilft es zudem, reizende Lebensmittel wie scharfe Gewürze von ihrem Speiseplan zu streichen und auf Genussmittel wie Alkohol oder Nikotin zu verzichten.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten der medikamentösen Therapie. Neben ärztlich verordneten Präparaten können auch pflanzliche Mittel helfen, die beruhigend und krampflösend auf Magen und Darm wirken. Ärzt*innen oder auch Apotheker*innen können dazu beraten, ob pflanzliche Wirkstoffe wie zum Beispiel Pfefferminzöl und Kümmelöl zur Behandlung im individuellen Fall infrage kommen.