Auch Männer haben Angst –
aber anders

Auch Männer haben Angst, aber anders. So kann zum Beispiel Dauerbelastung Angst und Unruhe auslösen.
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Sie zeigen zwar nicht gerne Schwächen, aber auch Männer haben Angst. Das mögen viele nur nicht gerne zugeben. Doch Verdrängung hilft nicht: Wenn Ängste und Sorgen einen umtreiben und letzten Endes sogar zur inneren Unruhe führen, sollten Betroffene aktiv etwas dagegen tun – egal ob Mann oder Frau.

Männer und Frauen reagieren anders auf Krisenzeiten – das zeigen viele Untersuchungen. So ergab eine aktuelle Studie der Universität Würzburg, die sich mit psychosozialen Auswirkungen von Corona-Pandemie, Lockdown und anderen Begleiterscheinungen beschäftigte: Die Pandemie hat Männer und Frauen nicht auf die gleiche Weise in Angst versetzt. Männer haben Angst, wenn sie sich zunehmend um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes sorgen müssen. Dieser Effekt fand sich bei Frauen nicht, ihre Ängste stiegen dafür mit der Sorge um die Familie und Freunde. Frauen empfanden eine weitaus höhere Belastung, wenn sie das Gefühl hatten, ihre Familie zu vernachlässigen.

Eine Umfrage* vom Februar 2024 bestätigt diese Geschlechterunterschiede im Umgang mit Belastungen und Ängsten: Frauen sprechen häufiger mit Familienangehörigen und Freundinnen über ihre seelischen Zustände und tauschen sich gegenseitig aus. Anders die Männer: Sie tragen ihre Probleme häufiger mit sich alleine aus.

„Männer müssen stark sein“

Der Umgang mit Ängsten und Emotionen ist auch eine Gender-Frage. Die traditionellen Rollenbilder haben selbst heute noch Auswirkungen: „Jungs weinen nicht“, „Männer müssen stark sein“, „Männer sollen eine Schulter zum Anlehnen bieten.“ Emotionale Kontrolle gilt im Männlichkeitsstereotyp als Zeichen von Stärke und Überlegenheit.

Doch die Wahrheit ist: Auch Männer haben Angst. Und sie hat belastende Auswirkungen, auch wenn man nicht darüber spricht. Immer mehr Menschen brauchen Hilfe, weil sie sich überfordert fühlen. Doch gehen Männer bei seelischen Belastungen signifikant seltener zum Arzt als Frauen. Gesundheitsvorsorge ist in vielen Familien immer noch weiblich. Das Thema mentale Gesundheit ist bei Männern noch tabubehafteter als bei Frauen. Psychische Störungen bei Männern bleiben deshalb oft unerkannt und unbehandelt.

Männer haben Angst zu versagen

Egal ob Mann oder Frau: Wer unter kreisenden Gedanken aufgrund von Sorgen und innerer Unruhe leidet, braucht Hilfe. Auch wenn sich die Themen, die zu Ängsten bei Frauen und Männern führen, unterscheiden – die Folgen sind für beide Geschlechter ähnlich bedrohlich. Denn wer tagsüber nicht zur Ruhe kommt, kann sich auch nachts nicht mehr erholen. Ängste, dass das Tagespensum nicht mehr geschafft wird und dass „Mann“ bei beruflichen Herausforderungen versagen könnte, bringen Betroffene um den Schlaf und führen so in einen regelrechten Teufelskreis: Müde Männer können natürlich keine volle Leistung abrufen.

Um diesem Teufelskreis zu entkommen, ist es vor allem wichtig, zunächst einmal über die persönlichen Sorgen und Ängste zu reden. Da die meisten Männer nur ungern über ihre Gefühle sprechen, brauchen viele hier etwas Hilfe. Frauen und auch Freunden kann es mit Feingefühl gelingen, dass Männer sich öffnen. Wer spürt, dass „ihn“ etwas bedrückt, sollte ihm das Gefühl vermitteln, jederzeit ein offenes Ohr zu finden. Wichtig sind Verständnis und das Signal, dass sich gemeinsam alle Probleme meistern lassen.

Coaching statt Therapie

Viele Männer haben Angst vor einer Therapie. Oft kann es deshalb hilfreich sein, bei Männern von „Coaching“ zu sprechen statt von Therapie. Coaching klingt nach etwas, das auch Sportler oder Manager machen würden. Ähnliches gilt für andere Themen, Männer brauchen eine angepasste Wortwahl, zum Beispiel: Gesundheitscheck statt Vorsorgeuntersuchung, Mentaltraining statt Meditation, Muskelrelaxeinheit statt Entspannungstechnik.

Manche Firmen bieten ihren Mitarbeitenden eine anonyme psychische Beratung an. Vielleicht gibt es so etwas auch am Arbeitsplatz des Partners oder Freundes? Es kann für viele Männer eine Alternative sein, anonym mit einer neutralen Person über Belastungen zu sprechen. Auch ein Gespräch mit dem Hausarzt kann neue Perspektiven liefern. Nicht zuletzt kann ergänzend eine medikamentöse Unterstützung sinnvoll und hilfreich sein. Welche Präparate hier infrage kommen, wissen Ärzt*innen und Apotheker*innen. Wer es lieber natürlich mag, kann innerer Unruhe und Schlafstörungen auch mit zugelassenen pflanzlichen Arzneimitteln entgegenwirken. Eine Therapieoption wäre zum Beispiel ein Präparat mit einem speziellen Lavendelöl. Lavendel wird seit Jahrhunderten wegen seiner beruhigenden Wirkung angewendet. Wechselwirkungen mit anderen Substanzen sind nicht bekannt, die Einnahme ist auch begleitend mit anderen Arzneimitteln möglich.

 

* Psyma Research+Consulting GmbH: Befragung „Ängste der deutschen Bevölkerung“, Feb. 2024, n=1.004