Angst vor Altersarmut:
Wenn die Rente nicht reicht

Aus Angst vor Altersarmut können sich viele Menschen vorstellen, neben der Rente weiterzuarbeiten.
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Schon fast jeder zweite der über 50-jährigen Menschen in Deutschland kann sich vorstellen, auch neben der Rente noch weiter zu arbeiten. Viele davon plagt die Angst vor Altersarmut: Sie fürchten, dass das Geld im Ruhestand nicht reicht - das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Sozialverbands VdK. Was hilft gegen Altersarmut? Experten können dazu wertvolle Tipps geben.

Insgesamt können sich 47,1 Prozent der Befragten* grundsätzlich vorstellen, in ihrer Rente zu arbeiten – und fast acht Prozent tun das bereits. Starke Unterschiede zeigen sich allerdings in der Motivation: Während Arbeiterinnen und Arbeiter (50,4 %), Geschiedene (46,7 %) und Menschen mit Kindern im Haushalt (40,7 %) überdurchschnittlich oft die niedrige Rentenhöhe als Grund angeben, wurde dieser Grund auffallend selten von Beamtinnen und Beamten (10,2 %) genannt. Aber auch Angestellte (30,5 %) und Menschen mit hohem Bildungsabschluss (27,1 %) haben weniger Angst vor Altersarmut.

Sichtbare Unterschiede zeigen sich auch zwischen Ost und West: Während in den östlichen Bundesländern 37,1 Prozent der Menschen angeben, wegen unzureichender Rentenhöhe im Ruhestand arbeiten zu müssen, sind es im Westen nur 29,3 Prozent. Ebenfalls zu sehen ist hier ein Gefälle zwischen Menschen aus Regionen mit niedriger Kaufkraft (36,1 %) und jenen, die in Regionen mit hoher Kaufkraft (28 %) leben.

Angst vor Altersarmut haben vor allem Arbeiterinnen und Arbeiter

Freude an der Arbeit steht vor allem bei Akademikerinnen und Akademikern, Selbstständigen und Beamtinnen und Beamten als Motiv im Vordergrund, über den Ruhestand hinaus zu arbeiten. Bei Arbeiterinnen und Arbeitern und Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Ausbildung tritt der Spaß an der Arbeit hingegen deutlich in den Hintergrund.

„Die Zahlen bestätigen die Annahme des VdK, dass die Möglichkeit, neben der Rente zu arbeiten, ungleich verteilt ist: Auf der einen Seite die, die einen hohen Bildungsabschluss und eine Arbeit haben, die gut bezahlt und mit weniger körperlicher Belastung verbunden ist. Und auf der anderen Seite Menschen, die durch ihren niedrigen Abschluss keine gut bezahlten Jobs haben und auf das Weiterarbeiten nach der Rente angewiesen sind“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Verloren habe dann, wer etwa wegen Krankheit, Pflege von Angehörigen oder aus Altersgründen seinen körperlich schweren Beruf nicht mehr ausüben kann.

„Es zeichnet sich eine Spaltung der älteren Menschen ab: zwischen den gut qualifizierten und gesunden Fachkräften, die weiterarbeiten können und die Rente als Zusatzeinkommen beziehen - und denjenigen, die das nicht schaffen oder können und auf eine niedrige Rente angewiesen bleiben“, so Bentele.

Viele Menschen können im Rentenalter nicht mehr arbeiten

Fast jeden Tag werden derzeit neue Ideen produziert, wie man Rentnerinnen und Rentner zum längeren Arbeiten bewegen kann. Doch vergessen werden dabei diejenigen, die nicht länger arbeiten können. „Der VdK fordert eine reformierte Grundrente, eine höhere Erwerbsminderungsrente und mehr Rente für pflegende Angehörige. Die Regierung muss dafür sorgen, dass alle Menschen nach Eintritt in das Rentenalter eine gute und sichere Rente haben. Weiterarbeiten sollten nur die, die es auch wirklich wollen. Altersarmut darf nicht zum eigenen Versagen werden“, betont Verena Bentele.

Wer im Alter nicht mehr arbeiten kann, wird derzeit doppelt benachteiligt:

  1. durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts oder Erwerbsminderung;
  2. weil die Vergünstigungen von Rentenbezug und parallelem Erwerbseinkommen nicht in Anspruch genommen werden können.

Verena Bentele: „Statt Rentnerinnen und Rentner mit hohen Abschlägen zu zwingen, länger zu arbeiten, sollten an erster Stelle Arbeitgeber überlegen, wie sie längeres Arbeiten ermöglichen können. Es braucht altersgerechte Arbeitsplätze, attraktive Arbeitszeitmodelle, guten Arbeitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung, gute Löhne sowie kontinuierliche Weiterbildungen.“

Wenn Altersarmut droht: Was können Betroffene tun?

Menschen, die neben der Rente noch arbeiten müssen oder möglicherweise mit ihrer zukünftigen Rente nicht auskommen werden und daher die Altersarmut fürchten, finden auf den folgenden Webseiten eine Menge nützlicher Experten-Tipps:

https://www.malteser.de/dabei/aktivitaet-teilhabe/arbeiten-trotz-ruhestand.html

https://www.ihre-vorsorge.de/altersvorsorge

https://maeusefueraeltere.de/

https://www.dgb.de/geld/rente/#c3980

https://www.deutschlandfunk.de/altersarmut-rente-altersversorgung-rentenluecke-100.html

https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/arbeiten-im-alter-worauf-du-achten-solltest

 

* Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat vom 1. bis 7. August 2024 online 2.510 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 50 Jahren befragt.